Brandschutz in der Hofburg Wien
Die Betriebsfeuerwehr der Hofburg Wien sorgt für den Schutz und den Erhalt des baukulturellen der Republik Österreich sowie für die Sicherheit der Menschen im Areal der Hofburg. Das Magazin "Öffentliche Sicherheit" bereichtet darüber in der neuesten Ausgabe.
Das 204.000 Quadratmeter große Areal der Hofburg in der Wiener Innenstadt hat für den Brandschutz eine eigene Feuerwache. 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigen bis zu 300 Einsätze jährlich – von der Überwachung der Brandmeldeanlagen, über Liftbefreiungen und Erste Hilfe bis hin zu kleinen und größeren Bränden. Die Feuerwache ist „eine hauptberufliche Betriebsfeuerwehr, die im Schichtbetrieb, bestehend aus einer Löschgruppe und dem Nachrichtendienst, rund um die Uhr anwesend ist“, sagt Stabsstellenleiter und Pressesprecher Christian Gepp von der Burghauptmannschaft Österreich.
Das Einsatzbereich beschränkt sich auf die Gebäudebereiche innerhalb des Ringes und reicht somit vom Michaelerplatz bis zum äußeren Burgtor und von der Albertina bis zum Ballhausplatz. Die Hauptaufgabe der Betriebsfeuerwehr ist der vorbeugende Brandschutz am Areal der Hofburg Wien. „Dazu gehört etwa die Überwachung, Kontrolle und das Schalten der Brandmeldezentralen sowie die Kontrolle von technischen Brandschutzeinrichtungen, zu denen etwa Wandhydranten oder Brandschutztüren zählen“, erklärt Gepp. „Darüber hinaus führt die Betriebsfeuerwehr Nachkontrollen von Heißarbeiten durch und begleitet die am Areal tätigen Unternehmen, die im Auftrag der Burghauptmannschaft Sanierungs-, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten erledigen. Zudem zählen etwa Liftbefreiungen und Erste Hilfe bei kleinen und großen Verletzungen am Areal zu den Aufgaben.“
Vielfältige Nutzung. Notwendig macht diesen besonderen Schutz die Tatsache, dass die Hofburg Wien zu den größten Gebäudekomplexen mit gemischter Nutzung der Welt zählt. Die Hofburg wird von verschiedenen Einrichtungen aus unterschiedlichen Branchen und mit unterschiedlichen Aufgaben. So finden sich auf dem Areal Museen, staatliche Einrichtungen, Gastronomiebetriebe und Wohnungen. Wichtigster Nutzer der Hofburg ist derzeit das Parlament – bis zur Fertigstellung der Generalsanierung des Parlamentsgebäudes am Ring.
„Um jederzeit rasch Hilfe leisten zu können, ist eine umfassende Ortskennt-nis erforderlich, deren Beherrschung ein wichtiger Aspekt der Betriebsfeuerwehr ist“, erklärt Gepp. Bei der Brandfrüherkennung wird die Betriebsfeuerwehr technisch von 23 Brandmeldeanlagen und einem Einsatzleitsystem unterstützt. Zudem befindet sich auf dem Areal eine Polizeiinspektion, die nur für die Präsidentschaftskanzlei zuständig ist sowie das Kommando der neu gegründeten Objektschutzeinheit ASE 3 der Landespolizeidirektion Wien, die das Regierungsviertel bestreift. Mit der Polizei arbeitet die Betriebsfeuerwehr eng zusammen – im Training wie im Ernstfall. Die Feuerwehr schreitet bei jeder Gefahrenlage und bei jedem Schadensbild ein.
Dazu gehört das Ausrücken zu Fehl- und Täuschungsalarmen, wie bei elementaren Ereignissen, etwa bei Überschwemmungen. „Im Durchschnitt haben wir jährlich zwischen 250 und 300 Einsätze, davon fünf bis zehn Brandeinsätze“, sagt Gepp. „Die meisten Brände sind Mistkübelbrände im Außenbereich. Die Ursachen der restlichen Brände sind technische Defekte oder angebrannte Speisen usw.“
Alarmierungskette. „Ist die Betriebsfeuerwehr nach einem Alarm ausgerückt, wird die Lage vor Ort durch den Einsatzleiter erkundet und gegebenenfalls bereits mit der ersten Löschhilfe begonnen“, schildert Michael Sack, Brandschutzkoordinator der Hofburg Wien, die Abläufe. „Sollte es erforderlich sein, werden umgehend Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Wien, die Polizei oder Rettungsorganisationen alarmiert und die Burghauptmannschaft Österreich als Eigentümerin und vorgesetzte Dienststelle verständigt. Es gibt ein Notfallhandbuch, in dem diese Alarmierungsabfolgen genau festgelegt sind. Die Hofburg verfügt auch über ein Notfall-SMS-System, das je nach Alarmstufe traktweise oder im gesamten Hofburg Areal ausgelöst werden kann. Das erste Mal kam das System beim Terroran-schlag in Wien im November 2020 zum Einsatz, um alle Nutzerinnen und Nut-zer sowie alle Bewohnerinnen und Bewohner über die Gefahrenlage zu informieren."
Die Geschichte der Betriebsfeuerwehr in der Hofburg reicht in das Mittelalter zurück, wo bereits eine Feuerwache existierte. Die Feuerwehr wurde unter Leopold I. gegründet. Maria Theresia erließ 1759 die Theresianische Feuerordnung. 1763 gab es 14 Hoffeuerknechten. Bis zum Ende der Monarchie wurde die Feuerordnung 1759 nur unwesentlich verändert. Die Hoffeuerwägen („Hofspritzen“) rückten bei Großbränden auch außerhalb des Hofburggebiets aus. Die Sitze der „Hofspritzen“ und der „Hauptwache“ waren im Bereich des heutigen Museumsquartiers. 1918 wurde die Hoffeuerwehr aufgelassen. Es gab allerdings weiterhin eine Burgfeuerwache.
Der in der Nacht auf 27. November 1992 ausgebrochene Brand im Redoutensaaltrakt war eines der größten Brände in der 700-jährigen Geschichte der Hofburg Wien. Zwar gab es mehrere Brände, etwa 1699, die ebenfalls erheblichen Schaden anrichteten und zum Teil die Herrscherfamilien direkt bedrohten, doch ist die Brandkatastrophe von 1992 der größte Vorfall seit 1945. Zum damaligen Zeitpunkt gab es die heutige Betriebsfeuerwehr, die derzeit von der Firma Securitas Sicherheits-dienstleistungen GmbH betrieben wird, noch nicht, sondern zwei Feuerwächter, die im Gebäude regelmäßige Rundgänge machten. Sie entdeckten damals im Dachboden des Redoutensaaltraktes eine Rauchentwicklung, woraufhin die Berufsfeuerwehr Wien alarmiert wurde.
Betriebsfeuerwehr. Nach dem Hof-burgbrand wurde 1998 ein hauptberuflicher Lösch- und Erkundungstrupp und 2007 die Betriebsfeuerwehr eingerichtet. Den letzten größeren Brandeinsatz gab es 2012 im Palmenhaus.
Ausbildung. Um die Anforderungen des Alltags bewältigen zu können, ist für Feuerwehranwärter zunächst eine theoretische und praktische Ausbildung zu absolvieren, mit der die grundlegendsten Fähigkeiten und Kenntnisse für die Bewältigung von Einsätzen in der Hofburg vermittelt werden. „Um die täglichen Anforderungen abarbeiten zu können, wird ein Tagesplan erstellt, der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern routinemäßige erledigt wird. Er besteht aus Kontrollen, Rundgängen, Überprüfungen, Begleitdiensten und Schulungen“, sagt Sack. Ein Alarm unterbricht die Tagesroutine. Zudem muss jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann mindestens sechs Atemschutzübungen im Jahr absolvieren, demnach sind für die Betriebsfeuerwehr mindestens 24 derartige Übungen durchzuführen.
Digitale Hilfsmittel kommen zum Einsatz, um die Übungsszenarien möglichst realistisch zu gestalten und den Trainingseffekt zu verbessern. „Beispielsweise können Brände in den historischen Räumlichkeiten mittels Hologrammen simuliert werden“, sagt Sack. „Der Übungs-Einsatzleiter muss demnach seine Entscheidungen nach der vorhandenen, simulierten Situation, treffen. Ein Vernebeln ist nicht mehr nötig und somit kann jegliche Gefahr von Verunreinigungen oder Beschädigung des historischen Mobiliars oder des denkmalgeschützten Kulturgutes ausgeschlossen werden.“
Prävention. Mit Aufklärungsarbeit zum Thema Brandschutz, wie dies die Burghauptmannschaft Österreich und die Betriebsfeuerwehr durch jährlich stattfindende Brandschutztage, regelmä-ßige Evakuierungsübungen in allen Gebäudeteilen und durch gezielte Schulungen betreiben, kann dazu beigetragen werden, ein möglichst hohes Maß an Sensibilität für das Thema Brandschutz in einem so alten Gebäude bei den Nutzerinnen und Nutzern sowie Bewohnerinnen und Bewohnern zu erreichen. „Dazu kommen Schulungen zur ersten und erweiterten Löschhilfe sowie Aushänge zu aktuellen Themen“, erklärt Christian Gepp. „Gleichzeitig wird der technische Brandschutz laufend erneu ert und modernisiert. Die kürzlich durch die Burghauptmannschaft Österreich erfolgte Einrichtung eines Brandschutzkoordinators für das gesamte Areal der Hofburg bedeutet eine wesentliche Verbesserung und Neuaufstellung des organisatorischen Brandschutzes.“
Eine große Herausforderung stellen die stetig wachsenden Besucherzahlen am Areal dar, derzeit rund 25 Millionen Menschen pro Jahr. Neue, digitale Medien und technologische Weiterentwicklungen in einem breiten Spektrum von Endgeräten machen eine ständige Aus- und Weiterbildung der Einsatzkräfte erforderlich und stellen zum Teil spezielle Anforderungen an die Brandbekämpfung. „Die Burghauptmannschaft Österreich ist bestrebt, eine zeitgemäße Nutzung der historischen Gebäude zu ermöglichen, weshalb auch die Herausforderungen an den Brandschutz laufend evaluiert werden“, sagt Gepp. „Dadurch kann rasch auf Veränderungen reagiert und den Herausforderungen der Zukunft begegnet werden.“ Damit der Erhalt des baukulturellen Erbes der Republik Österreich sowie die Sicherheit all jener Menschen, die das Areal der Hofburg Wien besuchen, dort arbeiten oder le ben, auch in Zukunft bestmöglich gesichert bleibt.
Text: Julia Brunhofer/Herbert Zwickl / Öffentliche Sicherheit