Wissenschaftliche Untersuchung des Kaiserpavillons abgeschlossen
Im Dachstuhl des Kaiserpavillons im Tiergarten Schönbrunn wurde eine unbekannte Inschrift "Böhmischer Musikus 1732" entdeckt. Die Datierung wird auf 1751/1752 geschätzt.
Eine nähere Untersuchung sollte klären, wie diese Beschriftung in das Bauwerk gelangt ist und ob dieses Datum tatsächlich authentisch ist. Anhand von zehn Holzproben konnte durch die Universität für Bodenkultur und Bauforschende eine dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls durchgeführt werden. Durch eine Dendrochronologie können Holzfunde jahrgenau datiert werden. Diese Methode vergleicht die Jahrringbreiten mit vorhandenen Referenzen.
Die durchgeführte Untersuchung am Kaiserpavillon lieferte das Ergebnis, dass das Holz der Proben zwischen den Jahren 1719 und 1749 gefällt wurde. Weil an einer Probe die Rinde vorhanden war, konnte das Jahr der Fällung mit 1749 festgelegt werden. Unter Berücksichtigung der damals üblichen Holzverarbeitung mit einer Dauer von zwei bis drei Jahren, kann eine Datierung des Pavillons in den Jahren 1751 und 1752 angenommen werden.
Bisher ging man davon aus, dass die Fertigstellung des Kaiserpavillons, einst Zentrum der Schönbrunner Menagerie, entweder 1754 oder 1759 erfolgte. Eine genauere Datierung war bis dato nicht möglich. Die Menagerie selbst wurde im Sommer 1752 in Betrieb genommen und Architekturzeichnungen aus diesem Jahr bestätigen, dass der Pavillon von Beginn an Teil der Anlage war. Ungeklärt bleibt aber die Entstehung des im Dachstuhl des Kaiserpavillons gefundenen Schriftzuges.
Eine Besonderheit bietet die Dachkonstruktion des Kaiserpavillons dennoch. Bei einem Teil des verbauten Holzes handelt es sich nicht um Fichten- oder Tannenholz, sondern um Eiche. Dieses Holz ist aufgrund seines Gewichts und seiner schwierigeren Bearbeitbarkeit für Wiener Dachstühle sehr ungewöhnlich.
"Aufgrund seiner Architektur und seines eindrucksvollen Innenraumes stellt der Kaiserpavillon einen bedeutenden Teil des baukulturellen Erbes Österreichs dar. Mit der durchgeführten Forschungsarbeit konnte ein weiterer Beitrag zur Baugeschichte des Kaiserpavillons geleistet werden.", so Burghauptmann Reinhold Sahl. Der Pavillon ist stilistisch in die Übergangszeit vom Barock zum Rokoko einzuordnen und durch seine abwechslungsreiche Nutzungsgeschichte geprägt.